20.03.2013
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Fertighaus – Alles Wissenswerte
Die einen halten das Fertighaus für eine günstige Variante, um sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Andere wiederum stehen der Bauweise mit einer gehörigen Portion an Skepsis gegenüber. Für sie ist das Fertighaus ein Haustyp, der beim Hausbau nur wenig Raum für die eigenen Vorstellungen lässt. Eine Kontroverse, die man immer wieder in Gesprächen feststellt. Doch wo liegt die Wahrheit? Der folgende Text soll zur Aufklärung und zum Ende einiger Mythen beitragen.
Viele Arten von Fertighäusern
Zunächst muss man festhalten, dass es sehr unterschiedliche Typen von Fertighäusern gibt. Zwar stimmt die grundsätzliche Definition, dass es sich bei einem Fertighaus um einen Bautyp handelt, bei dem die einzelnen Hausteile bereits vorgefertigt sind, doch in der Praxis lassen sich diverse Arten entdecken. Einige wichtige Eingruppierungen sind:
- Bausatzhaus: Bei diesem Haus werden die Baustoffe und die Bauelemente an die Baustelle geliefert. Die Montage liegt in der Hand des Bauherrn.
- Ausbauhaus: Hierbei wird der Innenausbau vom Bauherrn übernommen. Dies bedeutet, dass das Haus nur in seiner äußeren Hülle, also inklusive des Dachs, der Fenster und des Außenputzes vom Fertighaus-Unternehmer bereitgestellt wird. Unterschieden wird bei einem Ausbauhaus aber hinsichtlich der Ausbaustufen. So gibt es solche Häuser beispielsweise auch bereits inklusive einer Installation der Elektronik oder der Sanitäranlagen. Als Bauherr muss man immer für sich selbst entscheiden, wie groß die eigenen handwerklichen Fertigkeiten sind, um die jeweiligen Arbeiten beim Innenausbau zu erledigen. Natürlich dürfen aber diverse Gewerke, wie die Elektronik eines Hauses immer nur von einem Fachbetrieb vorgenommen werden.
- Schlüsselfertiges Haus: Wie der Name verrät, handelt es sich bei diesem Bautyp um ein Fertighaus, dass auch den Innenausbau beinhaltet. Festzustellen ist, dass mitunter die Definition von „schlüsselfertig“ unterschiedlich ausfällt. Denn solche Häuser werden auch angeboten, ohne dass beispielsweise die Bodenbeläge oder die Tapeten an der Wand beinhaltet sind. Deshalb sollte man sich genau informieren, wie der jeweilige Anbieter die Erledigung der Innenausbauarten für sich definiert!
Vorteile eines Fertighauses
Das Fertighaus bringt verschiedene Vorteile mit sich. So kann man sagen, dass die Kosten für eine solche Immobilie im Vergleich zu einem Haus, das in herkömmlicher Bauweise errichtet wird, im Durchschnitt geringer ausfallen. Zudem erhält man eine bessere Kostenkontrolle im Vorfeld und damit eine Übersicht darüber, was man für finanzielle Anstrengungen einzukalkulieren hat, die sich durch den Hausbau ergeben. Die geringeren Kosten ergeben sich beispielsweise durch den schnelleren Ablauf des Hausbaus und die daraus resultierenden niedrigeren Lohnkosten für die Bauarbeiter. So beträgt die Zeitspanne zwischen Vertragabschluss und Auslieferung beziehungsweise auch Montage der Bauteile auf der Baustelle im Durchschnitt lediglich 4 bis 6 Monate, abhängig von der gewünschten Ausbaustufe. Ein weiterer Vorteil ist, dass man oftmals Geld einsparen kann, da die Mietzahlungen für die bisherige Wohnung durch die schnellere Bauzeit und den damit früher möglichen Einzug ins Eigenheim geringer ausfallen.
Als Pluspunkt ist zudem noch zu benennen, dass man sich beispielsweise bei einem schlüsselfertigen Fertighaus nur mit einem Hersteller zu beschäftigen hat. Dies kann in der Regel jede Menge Nerven und Ärger sparen. Denn anstatt unterschiedliche Handwerksfirmen zu koordinieren, die jeweils zum Beispiel das Dach decken oder die Elektroleitungen verlegen, hat man bei dieser Variante eben nur einen Ansprechpartner.
Die Nachteile eines Fertighauses
Das Argument, dass ein Fertighaus weniger Raum für eigene Gestaltungswünsche lässt, stimmt zwar heutzutage weniger als zu früheren Zeiten. Trotzdem handelt es sich in der Regel um standardisierte Bauelemente, die in ihren Maßen und Formen vorgegeben sind. Wer es individueller mag, muss sich nach Firmen umschauen, die solche Häuser auch nach Kundenwünschen herstellen. Allerdings muss man dann auch einen höheren Preis einplanen. Ein weiterer Nachteil ist der höhere Wertverlust, der sich häufig im Vergleich zu einem herkömmlichen Massivhaus ergibt.
Wo kann man sich Fertighäuser anschauen?
In Deutschland gibt es laut dem Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF) mehr als 600 Musterhäuser, die man sich ansehen kann. Ein Verzeichnis aller Musterhäuser, das zudem nach Postleitzahlen sortiert ist, kann man hier auf der Seite des BDF herunterladen. Ratsam ist es, vor dem Besuch eines Musterhauses einen Termin mit dem jeweiligen Anbieter zu vereinbaren oder die Öffnungszeiten für Besichtigungen abzuklären. Wer sich mobil mit dem Smartphone auf die Suche begeben möchte, kann auch die kostenlose App „FertighausFinder“ nutzen, die ebenfalls vom BDF entwickelt wurde.
Weitere wichtige Aspekte rund um das Fertighaus
Förderung: Heutzutage kann man ein Fertighaus selbstverständlich in verschiedenen Energie-Effizienzklassen bauen. Dadurch kann man, wie bei einer herkömmlichen Immobilie auch eine Förderung von Seiten des Staates, konkret durch die vielfältigen Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), erhalten.
Versicherungen: Bei den Versicherungen für ein Fertighaus ergeben sich sowohl Vor- als auch Nachteile. So bezahlt man beispielsweise für die Bauherrenpflichtversicherung oder die Bauleistungsversicherung oftmals weniger, da die Bauzeit auf der Baustelle ja wie erwähnt kürzer ausfällt und somit auch das Risiko für die Versicherung. Entscheidet man sich aber beispielsweise für ein Fertighaus aus Holz, muss man im Vergleich zu einem massiv gebauten Gebäude in der Regel eine höhere Prämie für die Versicherung gegen Schäden durch Feuer und Leitungswasser entrichten.
Beleihung: In der Praxis kann man feststellen, dass die Banken bei der Ansetzung der Beleihungssumme keinen Unterschied hinsichtlich der Frage vornehmen, ob es sich bei einem Gebäude um ein Fertighaus handelt oder nicht.
Qualitätssicherung: Ratsam ist es, sich bei der Suche nach Anbietern auf Firmen zu konzentrieren, die im Bundesverband Deutscher Fertigbau als Mitglieder geführt werden. Dadurch ist gewährleistet, dass die Richtlinien der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau (QDF) eingehalten werden. Diese Vorgaben sind weitaus strenger als die gesetzlichen Vorschriften hinsichtlich der Bauausführung.
Fazit
Auch wenn bereits Leonardo da Vinci die Idee zum Fertighaus erfunden haben soll, so richtig ist das Geschäft mit den Gebäuden in Deutschland erst seit den 1970er Jahren in Gang gekommen. Allerdings gibt es heutzutage sehr viel mehr Optionen, wenn man sich für ein solches Bauvorhaben entscheidet. Was ohne Frage für das Fertighaus spricht, ist der Aspekt, dass man sich dadurch den Wunsch nach dem eigenen Heim vergleichsweise schnell und kostengünstig erfüllen kann. Je nach handwerklichem Geschick können bestimmte Ausbaustufen selbst übernommen werden. Negativ ist zu bemerken, dass man weniger individuellen Spielraum für die Architektur erhält und dass auch der Wiederverkaufswert geringer ausfällt als der für vergleichbare Objekte, die in einer konventionellen Art errichtet wurden. Dass das Geschäft mit Fertighäusern in Deutschland aktuell aber sehr gut läuft, zeigt abschließend noch die folgende Grafik über den steigenden Umsatz der Branche im vergangenen Jahr auf.
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